O Futuro Da Saudade 5
August 10th, 2010
Lula Pena – Troubadour
Auch die junge Generation versucht sich in Portugal seit einigen Jahren wieder an der ureigensten Volksmusik des Landes, dem Fado, nachdem man zwischenzeitlich aus unterschiedlichen, politischen und kulturellen, Gründen ein zwiespältiges Verhältnis pflegte. Brilliante Interpreten und herausragende Musiker sind sie alle, doch halten sie sich streng an die traditionelle, vorgegebene Form. Erneuerung und Innovation kann man am ehesten noch bei den Texten erwarten, da es en vogue ist, mit zeitgenössischen Literaten zusammenzuarbeiten . Aus der experimentellen Musik oder vom Independent-Pop herkommend gab es allerdings auch immer wieder überzeugende Projekte Fado in einen anderen musikalischen Kontext zu stellen. Neben Anamar und Anabela Duarte machte sich vor allem Lula Pena darum verdient .
O Futuro Da Saudade 4
August 9th, 2010
Pop Dell’Arte – No Way Back
Rückblick. Wir befinden uns Mitte der 1980er Jahre in Portugal. Es geht um Popmusik. In Lissabon und Porto gibt es zwar schon einschlägige Schallplattenläden, die die ganze Palette an tönenden Idiosynkrasien aus dem Ausland feilbieten, aber eigene Vetreter zeitgemäßer Außenseitermusik sind nicht auszumachen. Gerade hat man eine jahrzehntelange Diktatur abgeschüttelt und die interventionistischen Liedermacher vom Schlage Luís Cília, José Maria und Übervater José Afonso waren bis zur Pefektion darin geschult Inhalte poetisch so zu verschlüsseln, dass sie die Zensurbehörden überlasen. Man spielt immer noch eine Art internationalisitsche Weltmusik mit lusitanisch-folkoristischen, aber vor allem auch afrikanischen und brasilianischen Einflüssen; diese prägt auch in den 1980ern zuerst einmal die Öffentlichkeit. Fado wiederum, die erklärte portugiesische Musik schlechthin, ist ersteinmal indiskutabel, hatte das Regime doch jahrzehtelang die drei großen F’s – Fado, Fußball und Fátima – im Ausland unverfroren ausgeschlachtet, und, ganz nebenbei, fühlte sich auch die eine oder andere Fado-Größe in der Nähe der Macht nicht unwohl.
O Futuro da Saudade 3
January 10th, 2010
MECANOSPHERE
Mécanosphère ist das Projekt des Franzosen Benjamin Brejon und des Portugiesen Adolfo Luxúria Canibal und steht, so ihr unmissverständliches Statement, „für eine systematisch anti-postmoderne kritische musikalische Plattform“.
Mécanosphère rezyklieren auf ihren mittlerweile drei Alben die Hinterlassenschaften und Inhalte, für die einst Bewegungen wie Dub, experimenteller Hip Hop, Musique Concrète, Free Jazz oder Sound Poetry standen. Reduziert, ohne Computer, Beat Box oder Memory Sampler filtrieren sie die Essenz dieser Sub-Genres zu einer verdichteten, beinahe kathartisch anmutenden musikalischen und textlichen Sprache. Die Stücke leben vom Aneinanderreiben der knochentrockenen, spröden Drums Brejons, dessen free-jazzige Ausuferungen – er war nicht umsonst Schüler Sunny Murrays – immer wieder das ansonsten monoton-tribalistische Grundgerüst durchbrechen mit den französisch und portugiesisch, stark von der experimentellen Literatur geprägten, meist fragmentarischen Texten Canibals, die dieser in heißererem Sprechgesang herauspresst, flüstert, gurgelt.
O Futuro da Saudade 2
January 9th, 2010
Gustavo Costa – no noise
Als Anarcosatanic Jazz bezeichnen die Lost Gorbachews – Gustavo Costa, Drums, João Martins, Saxophones und Henrique Fernandes, Doublebass – ihre Musik ,”…weil es eine subversive und anarchistische Weise ist, Jazz zu spielen”. Dies im Hinterkopf, wird man beim Beiwohnen eines Liveauftritts trotzdem heftig von einer scheinbar aus Partikeln von Naked City, Ruins, Ground Zero, God, Keiji Haino und Napalm Death zuammengesetzten, verdichteten Energie getroffen, die immer wieder explosionsartig die klaustrophobischen Kellergewölbe zu bekämpfen scheint.
O Futuro da Saudade 1
January 8th, 2010
David Maranha
Die Stilmittel von Drones und Obertönen in der aktuellen Musik wurde nun sogar von einer dem Metal entsprungenen Band wir Sunn O>> mit Monoliths & Dimensions auf intelleltuell anspruchsvolles Niveau gehievt. Ein Jahrzehnt zurück, hat eine Weiterentwicklung dessen, was Underground-Größen wie Tony Conrad, Maryanne Amacher, La Monte Young oder Neutöner wie Charlemagne Palestine und Scelsi in seinen Streichquartetten in den 1950ern und 60ern entwickelt hatten, außer einigen verstreuten Post-Industrialisten kaum jemanden interessiert.