Ripples

September 12th, 2021

Teresa Winter – Motto Of The Wheel

Bridlington. East-Yorkshire. Hafenstadt. Wie die gesamte Region hat der Ort schon bessere Zeiten gesehen. Der Hummer, der hier gefischt wird landet gewöhlich auf reich gedeckteren Tischen im Süden oder in Übersee.
Teresa Winter, nun zwar in Leeds wohnend, ist in Bridlington als Tochter eines Künstlerpaares aufgewachsen und die leicht verlotterte und derangierte Stimmung, die mit der rauen Atmosphäre des Hafens und des Meeres im Einklang zu stehen scheint, spiegelt sich auch in ihrer Musik auf Motto Of The Wheel, einem Album, das sich bewusst mit Erinnerungen auseinerandersetzt und autobiographische Züge trägt, wider.

Wenn man in solch einem Umfeld groß wird, lässt sich ein gewisser nostalgischer und romantischer Blick auf die Geschehnisse kaum vermeiden. In der Musik von Motto Of The Wheel vermischen sich obskure psychedelisch-angehauchte Drones, Dreampop, glockenhelle Gesangparts, depressive Nach-Rave-Dance-Tunes, Samples, Noise und Ambient Music oder geheimnisvoll aufgeladene Momente der beinahen Stille zu einem spannenden psychogeographischen Ausflug höchst persönlicher Natur. Eine Musik, die die Nachwehen und die Stimmung einer durchwachten oder durchgefeierten Nacht wiederzugeben scheint und ein Gegenentwurf zur Kirmesmusik auf den Piers sein könnte.
Über einen Kurs an der Universität in Leeds und durch die experimentellere elektronische klassische Musik entdeckte Teresa Winter die Möglichkeiten des Experimentierens in einem Studio, wie sie in einem Interview mit The Wire erzählte. Allerdings entlarvte sie den dort herrschenden sterilen Überperfektionismus auch als typisches Macho-Ding. Inzwischen entsteht ihre Musik meist in klassischer Do It Yourself- Manier in ihrem Schlafzimmer mit einem Sammelsurium an teilweise ausrangierten Instrumenten.

Das Rad steht für Teresa Winter symbolisch für die Fortbewegung, die nur mit Wiederholung und nicht binärisch gegensätzlich von Vergangenheit und Zukunft zu haben ist. Nostalgie fühlt sich meist ungut an, auch weil sie sich auf eine Sehnsucht nach der Vergangenheit bezieht.
Immer wieder brechen harsche Rhythmen, die zwischenzeitlich auch mal wieder abzustürzen scheinen, in den spektralen Momenten ihrer Musik durch, die die Geschichten der Songs wieder an einen anderen Platz transportieren. So irritiert zum Beispiel nach einem Post-ravigen Auftakt ein Sample eines Sprechers, der sich über das “tombstoning” – das von Felsen blind ins Wasser springen ohne die Tiefe oder den Boden erahnen zu können junger Leute, das immer wieder zu gravierenden Unfällen führt – auslässt. Das Spielen mit dem Okkulten, Unschönen oder auch der Sexualität, insbesondere auf früheren Platten, führte zu Vergleichen mit Cosey Fanny Tutti bzw. Throbbing Gristle, die in den auslaufenden 1970er Jahren sich ganz in der Nähe in Hull zusammenfanden. Von den geographischen Verbindungen abgesehen, ist es aber wohl vor allem die Weiterführung dieser Tradition an außergewöhnlichen Musikerinnen wie Delia Derbyshire und Daphne Oram, die eine eigenständige Linie verfolgen, ohne in das Fahrwasser des Mainstreams zu geraten, die die beiden Frauen aus verschiedenen Generationen in Zusammenhan